Welche Zukunft darf´s denn sein?

Veröffentlicht am 29. Januar 2024

Zukunftswerkstätten – intergenerativ, interkulturell und niedrigschwellig gestalten

Zukunftswerkstätten sind eine geeignete Methode, partizipativ Ideen für Lösungen zu entwickeln. Ob sie als Teil eines Projektes stattfinden oder im Rahmen von größeren Beteiligungsverfahren eingesetzt werden, sie wirken immer durch ihren Blick nach vorn. Statt rückwärtsgewandter Problemanalysen sind alle Beteiligten eingeladen, mit viel Phantasie und Kreativität (auch nicht realisierbare) Visionen für die Zukunft zu entwerfen.

Der Blick nach vorn, d.h. eine Zukunftsorientierung, wiederum gilt als ein wichtiger Resilienzschlüssel für Individuen, Teams und Organisationen. Dabei werden sich die Beteiligten der eigenen Wünsche und Möglichkeiten bewusst, tauschen sich aus und erkennen dabei aktuelle Hindernisse. Menschen, die sich an Zielen in der Zukunft orientieren, können innere Ressourcen mobilisieren, sich fokussieren, nehmen Anstrengungen in Kauf und sind bei der Zielerreichung flexibel genug, um nicht-vorhersehbare Hindernisse zu überwinden. Die Ergebnisse von Zukunftswerkstäten führen im Idealfall zu nachhaltigen Veränderungen – auf gesellschaftlicher, struktureller oder auch persönlicher Ebene.

Um Zukunftswerkstätten gelingen zu lassen, müssen mehrere Voraussetzungen gegeben sein. Die wichtigste ist jedoch: Die Beteiligten können alle auf Augenhöhe mitmachen und haben ein relativ ähnliches Verständnis von dem, was erforderlich ist. Und das stellt sich in sozialen Projekten, vor allem wenn sie intergenerativ, interkulturell und niederschwellig zugleich sein wollen, als schwierig heraus.

Im Rahmen von Generationen-Kulturen-Vielfalt wurden die Prinzipien der Zukunftswerkstatt und Zukunftsorientierung modifiziert, um das Ziel einer Kommunikation auf Augenhöhe zu ermöglichen. Erst dadurch war es möglich, auch Menschen, denen weniger zugehört wird, eine Stimme zu geben. Wichtig war in diesem Rahmen nicht nur die Frage, welche Zukunft darf´s denn sein, sondern auch wessen Zukunft darf´s denn sein?

  • Sprachliche Hürden, sei es Alters wegen oder weil neu Hinzugezogene mitmachten, wurden über kreative Techniken und miteinander Handeln überwunden.
  • Wie wollen wir miteinander leben?“ wird von Grundschulkindern als Frage ganz anders verstanden als von Erwachsenen egal welchen Alters.  Gleichzeitig gibt es Wünsche, die altersübergreifend gleich bleiben, sei es der Spaß am Spielen oder der Bedarf an einem sicheren Lebensgefühl. Der Fokus in den Moderationen von Workshops wurde auf Gemeinsames gelegt.
  • Menschen leben gemeinsam in dieser Welt und teilen sich einen Raum, auch wenn dieser vielleicht auf Grund von Alter und Herkünften unterschiedlich wahrgenommen und benannt wird. Grundlegende Bedürfnisse, wie faire Verteilung, sicheres Kennenlernen anderer Menschen, Gestaltung der Umwelt, Teilnehmen-Können, Teilhabe allgemein, sind alles Themen, die im Rahmen von Zukunftswerkstätten im Zentrum stehen können – und die sich mit Themen vieler Seniorenbüros oder sozialer Quartiere überlappen. Vielfach wurden die Zukunftswerkstätten integriert in vorhandene Aktivitäten, Strukturen und Netzwerke. Gleichzeitig wurden Einladungen über Multikplikator:innen ausgesprochen, neue Interessierte mitzubringen.
  • Zukunftswerkstätten sollten einen Wiederholungsaspekt haben: Eine effiziente Umsetzung ist möglich, wenn, Netzwerke und Institutionen sich – aufbauend auf vorhandenen Strukturen – in regelmäßigen Abständen immer wieder fragen: „Stimmen unsere Angebote für Alle?“ „Wen könnten wir noch einladen, an Verbesserungen zu arbeiten?“ Dies ist ohnehin Teil einer professionellen Haltung vieler Organisationen, die sich kontinuierlich weiterentwickeln, verbessern und lernen wollen. Im Rahmen von Generationen-Kulturen-Vielfalt wurde jedoch die Erfahrung gemacht, dass Menschen sich eher öffnen, wenn sie über einen längeren Zeitraum wiederholt gefragt und eingeladen werden, mitzumachen. Ob das mit Verstehen oder Vertrauen oder achtsamen Prozessen beim Kontaktaufbau zu tun hat, ist unklar.
  • Zusätzlich spielte eine Einbindung in die Förderkriterien des Bundesprogramms „Demokratie Leben!“ eine relevante Rolle, die intergenerative und interkulturelle Begegnung unterstützen.

Fazit:

  • Zukunftswerkstätten sind ein guter Ansatz für intergenerative, interkulturelle und niederschwellige Kontexte
  • Dann erfordern sie differenzierte Umsetzung bei heterogenen Gruppen
  • Das Kernziel bleibt: sich verständigen und gemeinsam etwas erarbeiten
  • Es braucht Zeit und Geduld, qualifiziertes und engagiertes Personal
  • Dann aber sind sie sehr lohnenswert, und das Konzept entspricht genau dem Ziel von Projekten und Programmen das „Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft“ auf Augenhöhe zu gestalten.