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  • Kleine Änderungen – Große Wirkung #Tipps # Sozialraum
  • Einfach Machen #Sensibilität für Alle

Seniorenbüros und die gesellschaftlichen Entwicklungen

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Die über 500 Seniorenbüros in Deutschland sind vielfältig ebenso wie die deutsche Gesellschaft. Viele sind an Kommunen und Wohlfahrtsverbänden angesiedelt und bei einigen handelt es sich um eigenständige Vereine.

Alle eint das Ziel, das Leben für ältere und alternde Menschen in Deutschland lebenswert(er) zu machen, Altersdiskriminierung entgegenzuwirken sowie das Engagement von älteren Menschen nicht nur für ältere Menschen, sondern für die Gesellschaft insgesamt zu fördern. Als Zielgruppe von Seniorenbüros sind damit alle angesprochen, die sich mit älteren Menschen, für ältere Menschen und gesellschaftliche Aufgaben stark machen möchten.

Das Projekt Generationen-Kulturen-Vielfalt (GeKuVi) begann 2020 unter Coronabedingungen mit dem Ziel, Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkünfte miteinander in Verbindung zu bringen.

Ziel ist es, durch Begegnungen Vorurteile über vermeintlich fremde Menschen, oder alte oder junge Menschen abzubauen. Damit dies gelingt, müssen Begegnungen gut vorbereitet und durchgeführt werden, denn Vorurteile können nur dann abgebaut werden, wenn alle Seiten das Gefühl haben, dass es positive Begegnungen sind. Hinzu kommt, dass die Begegnungen auf Augenhöhe und möglichst in hierarchiefreien Räumen stattfinden, sodass sich gesellschaftliche Ungleichheiten nicht bei den Begegnungen wiederholen.

Dies entspricht dem Ansatz der Kontakthypothese, wonach Begegnungen von Menschen, die gesellschaftlich unterschiedlich positioniert sind, zum Abbau von Vorurteilen führen können, wenn die genannten Voraussetzungen berücksichtigt werden.

Info

Die Kontakthypothese wurde in 50ern von dem Sozialpsychologen und Harvard Professor Gordon Willard Allport entwickelt. Danach werden Vorurteile abgebaut, wenn sich Menschen verschiedener Gruppenzugehörigkeiten kennenlernen. Das Kennenlernen an und für sich reicht jedoch nicht aus. Ein gemeinsames Ziel, gemeinsame Kooperation, um es zu erreichen und weitere Faktoren spielen eine Rolle. Professionelle Moderation und Begleitung dieser Kontakte fördern den Aufbau von Sympathie und Akzeptanz.

Wie unterscheiden sich Vorurteile bei Altersdiskriminierung und Rassismus?

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Durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz sollen Benachteiligungen aus Gründen der Rasse, ethnischen Herkunft und Alter (u.v.m.) gleichermaßen vermieden oder beseitigt werden. Die Hintergründe der Vorurteile die bei Altersdiskriminierung, die älter werdende Menschen gesellschaftlich benachteiligt, und Diskriminierungsformen wie Rassismus oder Sexismus unterscheiden sich dennoch. Erstere stellt eine soziale Kategorie dar, die über die Lebensspanne veränderlich ist und keinen globalen, kolonialen oder patriarchalen Hintergrund in einem gesellschaftlichen Ausbeutungssystem hat.

Diese Unterschiede wirken sich auf die Arbeit in Seniorenbüros, und vor Allem bei der Ansprache von Menschen unterschiedlicher Herkünfte und auch bei dem Engagement in den Seniorenbüros aus. Wenn Seniorenbüros tatsächlich Alle erreichen möchten und kultursensible und altersübergreifende Angebote durchführen wollen, dann Menschen müssen in ihrer Vielfalt im Mittelpunkt von Kommunikation und Angeboten stehen.

Wenngleich die Prinzipien, Vorurteile mittels Kontaktgelegenheiten abzubauen, bei allen Diskriminierungsformen gleich ist, ist die Auswirkung von Rassismus spezifisch und führt zu speziellen Anforderungen in der Umsetzung.

Kurzer Exkurs: Subtiler Rassismus

Seniorenbüros kennen sich mit dem Thema Altersdiskriminierung und den damit verbundenen Prozessen gut aus. Im Verlauf des Projektes hat sich jedoch gezeigt, dass Rassismus als Teil einer kultursensiblen Organisation trotz gutem Willen ein wichtiges Reflexionsthema ist und bleibt. Damit ist nicht der offensichtliche menschenverachtende Rassismus gemeint, der sich in Parolen äußert, sondern der subtile Rassismus. Die meisten Menschen würden sich selbst nicht als Rassist:innen bezeichnen. Dies schützt sie jedoch nicht davor, unbewusst rassistisch zu handeln, denn jede:r Mensch in Deutschland ist rassistisch sozialisiert worden. Gemeint ist damit, dass durch die Kolonialgeschichte, global wie auch in Deutschland, Einstellungen, Werte, Vorstellungen über andere Länder und vieles mehr unbewusst weitergegeben wurden.

Wie dies genau geschieht, zeigt sich bei einem Blick auf den Prozess des Othering.
Es ist klar, dass Vorurteile zu Diskriminierung führen, aber nicht jede Diskriminierung und jedes Vorurteil reproduzieren Rassismus. Dies geschieht erst durch ein komplexes Zusammenwirken von historischen Gegebenheiten und Kommunikationsprozessen.

Wer hierzulande weiß-positioniert mit einem deutschen Pass sozialisiert wurde, hat viele Privilegien, ohne sich dessen bewusst zu sein. Menschen, die auf Grund ihres Äußeren als nicht dazugehörig gelesen werden können und/oder einen nicht-europäischen Pass haben, bleiben diese Privilegien, zu denen bspw. gute Bildung, Reisen und weitere Selbstverständlichkeiten gehören, verwehrt. Die gesellschaftliche Machtposition entsteht automatisch und führt zur relevanten Frage: Wie kann man sich der eigenen Privilegien bewusst werden?

Definition

Othering beschreibt die Grenzziehung/Abgrenzung einer einzelnen Person oder Gruppe („Wir“) von einer anderen Gruppe („die Anderen“). Dabei wird die nicht-eigene Gruppe als „anders“ und „fremd“ kategorisiert. Sie weicht von der „Norm“ ab und wird somit ausgegrenzt.
(zitiert nach https://www.vielfalt-mediathek.de/othering)

Generationen Kochen

Menschen verschiedener Altersstufen und Nationalitäten kochen gemeinsam landestypische Speisen und knüpfen soziale Verbindungen

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